Es ist eigentlich unmöglich, sich in die Haut eines depressiven Menschen zu versetzen. In diesem Beitrag erkläre ich allerdings, wie genau sich Menschen fühlen, die wirklich depressiv sind. Da immer mehr Menschen darunter leiden, kennt denke ich auch jeder mindestens eine Person, die damit zu kämpfen hat. Ich bin der Meinung es ist wichtig über Depressionen Bescheid zu wissen, um bessere Empathie zeigen zu können gegenüber den Menschen, die darunter leiden und ihnen dann natürlich auch besser helfen zu können.

Es ist auch wichtig für dich selbst die Symptome zu kennen, damit du direkt handeln kannst, wenn du merkst, dass du diese Symptome entwickelst. Lese den Beitrag unbedingt bis zum Ende.

Ich rede hier von echten Depressionen. Heutzutage diagnostiziert sich fast jeder Jugendliche selbst als depressiv, weil er eine schwierige Zeit hat und Selbstmitleid liebt. Aus dieser Phase kann man sich mit Willenskraft und Ordnung selbst befreien. Bei einer richtigen Depression geht das aber nicht so einfach.

Die ganze Welt ist düster und grau. Alles, was früher Spaß gemacht hat, lässt einen vollkommen kalt. Man fühlt sich schwach und schlapp, als wären die Glieder aus Blei. Noch der kleine Handgriff erfordert größte Anstrengung. Die Konzentration geht gegen null, Arbeiten werden aufgeschoben, Verabredungen abgesagt. Was wiederum zu noch größerer Hoffnungslosigkeit sowieso Angstzustände führt.

Willkommen in der Hölle namens Depression. Ich werde das anhand einer fiktiven Person Namens Lea erklären.

Eine Depression kann viele Gründe haben und ganz unterschiedliche Formen annehmen. Viele depressive Menschen verlieren etwa ihre Begeisterungsfähigkeit. So ergeht es auch Lea, wenn ihre Freunde loslachen, kommt ihr selbst meist kaum mehr als ein müdes Lächeln über die Lippen. Sie fühlt sich innerlich erstarrt und von ihrer Umgebung abgekapselt.

Hinzu kommt ein nagendes Gefühl der Angst, das Lea dazu zwingt, sich mehr und mehr zurückzuziehen. Alles, was außerhalb ihrer Wohnung liegt, empfindet sie als bedrohlich. Nur solange sie sich in ihrer schützenden Höhle verkriecht, fühlt sie sich einigermaßen sicher.

So entsteht ein Strudel aus Rückzug und Angst, der Lea immer tiefer hinabzieht. Ihre Depression verschlimmert sich und raubt ihr jegliche Energie. Meist schleppt sie sich nur noch von A nach B, jede noch so kleine Erledigung kostet enorm viel Kraft. Sie schafft es noch nicht einmal mehr, ihre Wohnung aufzuräumen, obwohl sie sich schon seit Wochen unwohl in dem dort herrschenden Chaos fühlt.

In diesem Teufelskreis entstehen mehr und mehr negative Gedanken. So denkt Lea z.B., dass ihre zugemüllte Wohnung gut zu ihr passt, denn auch sie selbst sei nicht mehr als ein – wie sie es selbst wahrnimmt – stinkendes Wrack.

Außerdem schläft Lea schlecht. Die Depression nagt am gesunden Tagesrhythmus. Oft tut sie nachts kaum ein Auge zu, sodass sie sich morgens wie gerädert fühlt. Nur selten kommt sie vor 13:00 Uhr aus dem Bett, weil allein der Gedanke an den Tag sie so überwältigt, dass sie sich gleich wieder hinlegen muss.

Dazu kommt auch noch, dass sich Freunde von ihr trennen, da sie nicht in der Gegenwart einer depressiven Person sein wollen, da es einen selbst runterzieht. Weder ihre Eltern noch Freunde verstehen, warum sie sich ständig sorgt und grübelt, oder was sie davon abhält, sich endlich zu raffen und ihr Leben zu leben.

Der Wunsch nach einem besseren Leben ist während der Depression stets präsent, doch es fehlt der Antrieb, etwas dafür zu tun.

Nichts wünscht sich Lea sehnlicher, als wieder gesund zu sein und das Leben positiver zu sehen. Doch all das Wünschen und Hoffen ändert nichts an ihrem Zustand. Sie müsste aktiv werden, rausgehen und sich ins Leben stürzen. Aber genau davon hält die Depression ab.

Auf rationaler Ebene ist Lea zwar vollkommen klar, welche Schritte sie gehen müsste, um aus dem schwarzen Loch der Depression herauszukommen. Nur leider raubt ihr eben jenes Loch auch sämtliche Energie, die sie so dringend bräuchte, um sich tatsächlich aufzuraffen.

Aus eigener Kraft aus dieser Abwärtsspirale zu befreien, ist für jemanden mit Depression beinahe unmöglich.

Auch negative Vorstellungen und Glaubenssätze verzerren nach und nach Leas Selbstbild. So hat sie bspw. die Überzeugung verinnerlicht, dass sie für anderen nur noch Belastung ist. Dieser Glaubenssatz führt dazu, dass sie nicht mehr unter Leute geht, sich keine Hilfe holt und meint, alles mit sich selbst ausmachen zu müssen, um andere nicht mit ihren Problemen zu beladen. Sie empfindet sich als lebensunfähig und hat das Gefühl, andere nicht gewachsen zu sein. Sie hat Angst, sich zu öffnen, weil das, was dann zum Vorschein käme, andere Menschen abstoßen würde.

Ein Teufelskreis: Die Depression und das damit verbundene negative Selbstbild halten sie davon ab, positive Erfahrungen zu machen. Und das Ausbleiben positiver Erfahrungen zementiert wiederum ihr negatives Selbstbild nur noch mehr.

So wird Depression in dem Buch Drüberleben von Kathrin Weßling beschrieben.

Was man verstehen muss

Man bekommt vielleicht ein Stempel vom Arzt, der lautet “Schwere Depression mit Angstzuständen”, aber was denke ich wichtig zu verstehen ist:

Es muss nicht für immer so bleiben. Man hat keinen Fluch auf sich. Man ist nicht dafür bestimmt, so zu leben. Es ist keine Vorbestimmung. Man kann es ändern und es liegt in der eigenen Hand.

Depression ist mehr als nur eine schlechte Phase, aus der man mit etwas Aufmunterung und Selbstdisziplin wieder herauskommt. ABER Depression ist kein unabänderliches Schicksal.

Und ich möchte es nochmal betonen, ich rede hier von richtiger Depression, nicht von dem was die meisten haben.

Die Lösung

Ich werde hier nicht wirklich Ratschläge geben wie man Depressionen bekämpfen kann. Ich kann das auch nicht, da ich kein Arzt oder Psychologe bin. Das Beste was man tun kann ist, in eine psychiatrische Klinik zu gehen. Dort kann einem wirklich geholfen werden. Man muss niemanden etwas vormachen. Dort kann man sich zeigen, wie man ist, in all der Schwäche und mit all den Ängsten. Man bekommt die Hilfe, die man benötigt. Ratschläge von Freunde sind zwar ganz nett, aber reichen nicht aus.

Hier sind trotzdem einige Tipps, die Menschen mit Symptomen beachten können:

Fang klein an. Egal was du ändern willst, fange klein an. Erwarte nicht zu viel. Lasse dir Zeit. Mach kleine Schritte, aber mach sie konstant.
Versuche raus zu gehen. Frische Luft, auch wenn es abends oder nachts ist. Höre Musik, die dir gefällt. Am besten ist natürlich Sonnenlicht.
Bekomme Struktur in den Tag. Versuche einen groben Plan zu haben. Setz dir einen Zeitraum, in dem du aufstehen willst, wann du isst, wann du raus gehst usw.
Halt dein Zimmer sauber. Dazu haben wir einen ausführlichen Beitrag.
Alte Gewohnheiten hinter sich lassen und neue Verhaltensweisen ausprobieren. Das was du täglich tust, macht dich zu dem was du bist. Also ändere das.
Statt Angst- und Ekelgefühle zu vermeiden, bewusst konfrontieren. Versuche das zu machen, was du nicht tun willst. Du wirst stolz auf dich sein.

Nichts wird Wunder bewirken, sondern bloß die Selbstheilungskräfte anregen.

Wenn du Ratschläge geben willst, sei vorsichtig. Du darfst die Person nicht ständig mit den immer gleichen Aufforderungen terrorisieren. Wenn einem ständig gesagt wird, dass man sich selbst lieben soll oder sonst irgendwas, nimmt das der wohltuenden Botschaft jegliche Bedeutung da es einfach nur noch nervt.

Mein Tipp an alle

Viele sagen, du solltest dich gut fühlen, so wie du jetzt bist. Du solltest dich akzeptieren und dich wohl fühlen.

Das ist meiner Meinung nach Bullshit.

Ein Teil der Selbstakzeptanz bedeutet zu akzeptieren, dass du alles besser machen kannst.

Man sollte einer Person, die sagen wir 18 ist und sich selbst nicht mag, warum auch immer, nicht sagen, dass sie sich so wie sie ist wohlfühlen soll und sich akzeptieren soll.

Wenn du dich aktuell nicht magst, ist das okay. Das großartige ist, du kannst dich ändern und du hast ganze 60 Jahre dafür Zeit.

Und deswegen solltest du dich gut fühlen, weil dir klar sein soll, welche Person du werden kannst, nämlich die Person, die du sein willst. Dir geht es extrem scheiße? Du hasst dich selbst? Akzeptiere das nicht. Werde wütend und nutze diese Wut, um die Person zu werden, die du werden willst. Denn du kannst es.

Vor allem 16-22 jährigen muss das klar sein, denn deren Leben ist oft chaotisch und sie sind nicht glücklich. Du musst das nicht akzeptieren. Du kannst deine Situation ändern. Dir muss klar sein wie viel Potenzial in dir steckt.

Versuch einfach mal mit den Sachen aufzuhören, von denen du weißt, dass du sie nicht tun sollst. Ich sage nicht, dass dir klar ist, was gut und was schlecht ist, aber dir fallen sicher einige Dinge ein, die du reduzieren oder lassen könntest.

Und auch wenn du dich wirklich gut fühlst und dich akzeptierst, denke immer daran:

Selbstakzeptanz und Selbstkritik müssen ausgewogen sein. Zu viel Selbstakzeptanz kann zu Narzissmus und mangelnder Selbstverbesserung führen. Zu viel Selbstkritik führt zu Angst und Selbsthass.

Willst du für immer so bleiben wie du bist oder willst du die beste Version von dir selbst werden und dein Potenzial ausschöpfen?

Du kannst den Beitrag gerne jemanden schicken, von dem du weißt, dass er aktuell Probleme hat. Schreibe deine Meinung oder Fragen in die Kommentare.

3 Kommentare

  1. ich schätze der Beitrag ist sehr gelungen, dennoch.. sehe ich einige wenige Dinge anders; unter anderem dass sich depressive Menschen in eine Psychiatrie begeben sollen und ihnen da geholfen wird.. das ist schwachsinn. Eigentlich lebt man 24/7 unter Medikamenten, man ist umgeben von anderen depressiven und sollte man in einer geschlossenen Psychiatrie sein, darf man nichteinmal das Gebäude verlassen. Daher finde ich es wesentlich sinnvoller regelmässig Termine mit einem Psychiater wahrzunehmen (auch wenn das schwerfällt immee dahinzugehen, da man nicht so weit fahren (laufen) will), aber im Endeffekt bringt es meiner Meinung nach mehr. Auch den Punkt, dass man einfach nicht anfangen kann, kenne ich sehr gut. Aber erst wenn einem wirklich bewusst ist, dass sich so absolut nichts ändern wird, kann man beginnen etwas zutun. ich hab teilweise wochenlang nicht geduscht oder tagelang nichtmal die Zähne geputzt, einfach weil die Energie gefehlt hat. Aber als mir gesagt wurde das ich selbst bestimmen kann ob ich depressiv bin und diese Depression gewinnen lassen will, habe ich begonnen etwas zu verändern. Ich schätze das wichtigste ist Sport und richtige Ernährung; wer keine Energie hat sitzt und liegt nur rum und isst Fastfood. Man muss reale Glückshormone freischalten, man muss sich gut fühlen nach dem Essen. Als ich das geänderr hatte ging es einen grossen Schritt bergauf. Für die Schule lernen und ablenken von negativen Gedanken ect., dass kam dann schleichend dazu bis die Depression vollkommen weg war. Lasst euer „Schicksal“ nicht euer Leben bestimmen. Ihr entscheidet wie euer „Schicksal“ aussieht

    • Es kommt denke ich einfach auf die Art von Depression an. Klar kann man es erst mal mit einem Psychologen probieren, aber das Gute an einer Klinik ist einfach, dass du Leute um dich hast die Ahnung haben und vor allem, dass du Struktur hast. Aber natürlich hat es auch Dinge die man als Schlecht sehen kann wie Psychopharmaka.

      Es gibt Menschen denen das sehr hilft und Menschen die damit gar nicht umgehen können.

      Es freut mich zu hören, dass du dein Leben wieder in den Griff bekommen hast.

  2. Sehr guter beitrag … Ich bin selbst bewiesen Depressiv und auch seit Heute wieder in Behandlung … Am anfang des Textes habe ich noch daran gezweifelt, dass ich wirklich depressiv bin … aber später habe ich mich bei der Geschichte um Lea extrem verstanden gefühlt und mich selbst in Lea gesehen … Danke dafür … es tut gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die das verstehen, und denen es gleich geht …